Dora Hopf, Monika Eckstein, Corina Aguilar-Raab, Marco Warth, Beate Ditzen

Der Tod einer Bezugsperson bringt häufig zahlreiche belastende psychische, physische und verhaltensbezogene Auswirkungen mit sich und erhöht das Risiko für Mortalität und Morbidität. Dennoch gibt es bislang keine systematische Auswertung von Studien, die sich speziell mit den neuroendokrinen Mechanismen von Trauer befassen.

Dieses systematische Review ist eine Zusammenfassung der neuesten Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Ziel ist es, aus diesen neurobiologischer Erkenntnisse Schlussfolgerungen für die Entwicklung neuer Interventionen zu entwickeln. Zur Suche nach Artikeln, die neuroendokrine Korrelate von Trauer untersuchen, wurden die PRISMA-Richtlinien für sys-tematische Übersichtsarbeiten herangezogen. Die Ergebnisse wurden qualitativ zusammengefasst. Zur Bewertung der Qualität der eingeschlossenen Studien wurde das National Heart, Lung, and Blood Institute Study Assessment Tool verwendet. Von 460 Artikeln erfüllten 20 die Einschlusskriterien. Die meisten waren jedoch nur von mäßiger Qualität. Als neuroendokriner Marker wurde in den meisten Studien das Hormon Cortisol als Ergebnisparameter angegeben. Es wurden erhöhte mittlere Cortisolspiegel, abflachende Cortisol Werte über den Tag und höhere morgendliche Cortisolspiegel bei trauernden Probanden festgestellt. Die Cortisol Veränderungen wurden durch individuelle Unterschiede wie emotionale Reaktion auf den Tod, depressive Symptome, Schweregrad der Trauer, Nähe zum Verstorbenen sowie Alter oder Geschlecht moderiert. Die Erforschung neuroendokriner Mechanismen von Trauer befindet sich hinsichtlich der Messung von Trauer sowie hinsichtlich der Erfassung und des Erfassungszeitpunktes neuroendokriner Werte noch in einem frühen Stadium. Die meisten Studien konzentrieren sich auf Cortisol als Ergebnis, und es gibt nur begrenzte Daten zu anderen Biomarkern wie Oxytocin. Zukünftige Studien sollten die Bewertung eines breiteren Spektrums neuroendokriner Marker in Betracht ziehen. Zudem sollten vermehrt Längsschnittstudien durchgeführt werden, die die psychobiologischen Reaktionen nach einem Verlust erfassen. Auf dieser Grundlage könnten dann individuell zugeschnittene psychosoziale Interventionen, möglicherweise im Rahmen der Palliativversorgung, entwickelt werden, um einer anhaltenden Trauerstörung vorzubeugen.

Hopf, D.; Eckstein, M.; Aguilar-Raab, C.; Warth, M.; Ditzen, B. (2020). Neuroendocrine mechanisms of grief and bereavement: A systematic review and implications for future interventions. Journal of Neuroendocrinology, Vol. 32, Nr. 8:e12887. doi: 10.1111/jne.12887. 

Den Artikel finden Sie unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1111/jne.12887 oder wenden Sie sich an Hildegard Willmann (h.willmann@trauerforschung.de) und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung. 


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