James Cunningham, Eoin McElroy, Mark Shevlin 

Hintergrund: Einsamkeit ist eine häufige Erfahrung von Hinterbliebenen, doch ist nicht vollständig geklärt, inwieweit anhaltende Trauer, private soziale Kontakte und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft unabhängig voneinander Einsamkeit erklären.

Methoden: Wir analysierten Daten einer repräsentativen Querschnittserhebung, die landesweit in Großbritannien durchgeführt wurde. Die Stichprobe umfasste 2520 Erwachsene, die einen geliebten Menschen verloren hatten. Die hierarchische Regressionsanalyse wurde in drei Schritten durchgeführt, wobei zunächst demografische und verlustbezogene Variablen analysiert wurden, dann wurden die Variablen private Kontakte und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft mit analysiert. Der Schweregrad der anhaltenden Trauer und Einsamkeit stellten die Ergebnisvariablen dar. 
Ergebnisse: Die bivariate Analyse zeigte, dass Einsamkeit signifikant negativ mit privaten Kontakten und Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und positiv mit dem Schweregrad der anhaltenden Trauer korrelierte. Beim letzten Analyseschritt sagten jüngeres Alter, weibliches Geschlecht und ein niedrigeres Einkommen signifikant höhere Einsamkeit voraus. Vor allem die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft erwies sich als der stärkste Schutzfaktor (β = 0,262), der den Effekt des privaten sozialen Kontakts (β = 0,054) deutlich übertraf. Ein höheres Maß anhaltender Trauer trug ebenfalls eindeutig zur Einsamkeit bei, wobei das Maß an trauerspezifischer Belastung an einem bestimmten Kipppunkt die soziale Isolation deutlich verschlimmerte. Insgesamt erklärte der letzte Analyseschritt etwa 24 % der Varianz der Einsamkeit. 
Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse unterstreichen, dass Personen mit intensiver, langanhaltender Trauer und schwächeren Verbindungen zu einer größeren Gemeinschaft besonders anfällig für Einsamkeit sind. Während häufigere private Kontakte emotionale Intimität vermitteln können, scheint das Zugehörigkeitsgefühl zu einer größeren Gemeinschaft einen umfassenderen und nachhaltigeren sozialen Nutzen zu bringen. Psychologische Interventionen bei anhaltender Trauer sollten Hinterbliebene anregen, sich stärker an eine größere Gemeinschaft anzubinden. Denn dies scheint trauerbedingte Einsamkeit besonders wirksam zur verringern. 

Cunningham, J.; McElroy, E.; Shevlin, M. (2025). Prolonged grief, social contact, community belongingness: A representative study of loneliness among bereaved UK adults. Acta Psychologica, Vol. 256, S. 104998. doi: 10.1016/j.actpsy.2025.104998 

Den Artikel finden Sie online unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0001691825003117 oder wenden Sie sich an Hildegard Willmann (h.willmann@trauerforschung.de) und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung.