Anna Torrens-Burton, Silvia Goss, Eileen Sutton, Kali Barawi, Mirella Longo, Kathy Seddon, Emma Carduff, Damian J.J. Farnell, Annmarie Nelson, Anthony Byrne, Rhiannon Phillips, Lucy E. Selman, Emily Harrop

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie ist ein katastrophales Ereignis, das alle Menschen betrifft und große Auswirkungen auf die Abschiedsprozesse am Lebensende, die Trauerreaktionen und den Verarbeitungsprozess hat. Es liegen zahlreiche quantitative Studien zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Trauer vor. Es fehlt jedoch an qualitativen Studien, die weitreichendere Einsichten bieten.

Methoden: Wir haben die qualitativen Daten zweier unabhängiger britischer Online-Umfragen ausgewertet. Beide Umfragen umfassen die Erfahrungen von 881 Hinterbliebenen zu Pandemiezeiten. Wir analysierten die Daten in zwei Phasen. Zunächst führten wir eine Inhaltsanalyse durch. Dabei wurden die Kategorien induktiv gebildet. Dann setzten wir das Duale Prozessmodell (DPM) von Stroebe und Schut (1999; 2010) sowie Konzepte der verlust- und wiederherstellungsorientierten Bewältigung zur weiteren Kontextualisierung und Interpretation der Daten ein.
Ergebnisse: Wir konnten sechs Hauptthemen identifizieren: qualvolles Sterben; Trauerausdruck, Gedenken und verlustbezogene administrative Angelegenheiten; Massentrauer, Medien und die anhaltende Bedrohung durch die Pandemie; Trauern und Trauerverarbeitung; Arbeit und Beschäftigung; Unterstützung durch Gesundheits- und Sozialsysteme. Zu den verlustbedingten Stressfaktoren zählten beispielsweise die Unmöglichkeit, den Verstorbenen am Lebensende zu besuchen und sich von ihm zu verabschieden sowie die eingeschränkte Durchführung von Beerdigungs- und Abschiedsritualen. Zu den damit verbundenen Reaktionen gehörten Schuldgefühle, Wut und Probleme, den Tod zu akzeptieren sowie mit der Verlustverarbeitung zu beginnen. Beispiele für wiederherstellungsorientierte Stressoren war der stark eingeschränkte Zugang zum sozialen Umfeld und zu Freizeitaktivitäten. Dies beeinträchtigte den Trauerprozess der Hinterbliebenen.
Schlussfolgerung: Die Studienergebnisse zeigen, wie schwierig es für Hinterbliebene in Zeiten der Pandemie war. Weiterhin zeigt die Studie den Nutzen des DPMs auf, den es für die Konzeptualisierung dieser zusätzlichen Herausforderungen und dessen Auswirkungen auf die Trauer hat. Unsere Analyse baut auf bisherigen Studien zum DPM auf und erweitert dessen Erklärungskraft, indem es die Probleme der Hinterbliebenen zur Zeit der Pandemie einordnet. Abschließend sprechen wir Empfehlungen für gesetzliche, private und alle anderen gesellschaftlichen Organisationen aus, die dazu dienen sollen, Trauernde bei zukünftigen Pandemien besser unterstützen zu können.

Torrens-Burton, A.; Goss, S.; Sutton, E.; Barawi, K.; Longo, M.; Seddon, K.; Carduff, E.; Far-nell, D.J.J.; Nelson, A.; Byrne, A.; Phillips, R.; Selman, L.E.; Harrop, E. (2022). „It was brutal. It still is: a qualitative analysis of the challenges of bereavement during the COVID-19 pandemic reported in two national surveys“, in: Palliative Care & Social Practice, Vol. 16, S. 1-17. doi: 10.1177/26323524221092456

Sie finden den gesamten Artikel online unter: https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/26323524221092456 oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

Linktipp:
Trauer in Zeiten
von COVID-19

 www.gute-trauer.de


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