A.A.A. Manik J. Djelantik, Donald J. Robinaugh, Paul A. Boelen

Hintergrund: Es ist wenig bekannt über den Trauerverlauf in den ersten Monaten nach einem Todesfall. Dazu gehören Fragen nach der Prävalenz, dem Zeitpunkt der Besserung und danach welche Faktoren ein Risiko für eine Besserung darstellen sowie das gleichzeitige Auftreten von chronisch anhaltender Trauer (PG), posttraumatischem Stress (PTS) und depressiven Symptomen.

Methoden: 259 Personen haben an der Studie teilgenommen. Sie füllten in den ersten zwei Jahren nach dem Todesfall nahezu alle sechs Wochen (und damit insgesamt mindestens 11 Mal) verschiedene Fragebögen zur PG, zum PTS und zur depressiven Symptomatik aus. Die Fragebögen wurden mittels Latent Class Growth Mixture Modeling (LCGMM) ausgewertet, um verschiedene Untergruppen von Hinterbliebenen zu identifizieren, die ähnliche Verläufe für die verschiedenen Störungsbilder aufweisen. Mit Hilfe des statischen Analyseverfahrens ANOVA wurde untersucht, inwiefern sich die einzelnen Symptome zwischen den verschiedenen Verläufen unterschieden. Abschließend untersuchten wir, inwieweit die drei Störungsbilder gemeinsam auftraten.
Ergebnisse: Hinsichtlich der trauerspezifischen Symptomatik zeigten sich drei Verläufe: resilient (66,4 %), chronisch (25,1 %) und akute Erholung (8,4 %). Die Belastungen der Gruppe „akute Erholung“ und „chronische Trauer“ unterschieden sich sechs Monate nach dem Todesfall nicht. Doch sechs Monate und 18 Monate danach nahm die Trauersymptomatik in der Gruppe „akute Erholung“ stetig ab. Chronischer posttraumatischer Stress trat im ersten Jahr nach dem Verlust tendenziell zusammen mit chronisch anhaltender Trauer und/oder chronischer Depression auf.
Schlussfolgerungen: 25% der Personen, die anfänglich eine hohe Belastung zeigten, erholten sich im Zeitraum von 6 bis 12 Monaten nach dem Trauerfall. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass die Belastungen in den ersten Monaten nach dem Verlust klinische Auffälligkeiten aufweisen. Sie zeigen jedoch auch, dass es Bedenken gibt, eine trauerspezifische Diagnose innerhalb des ersten Jahres nach Verlust zu stellen.

Djelantik, A.A.A.M.J.; Robinaugh, D. J.; Boelen, P. A. (2022). „The course of symptoms in the first 27 months following bereavement: A latent trajectory analysis of prolonged grief, post-traumatic stress, and depression“, in: Psychiatry Research, Vol. 311. doi: 10.1016/j.psychres.2022.114472

Sie finden den gesamten Artikel online unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165178122000865 oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

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