E. Lydia Wu-Chung, Ryan L. Brown, Robert Suchting et al.
Frühe Witwenschaft ist durch chronischen Stress gekennzeichnet und geht mit einem höheren Risiko für Depressionen sowie kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität einher.
Periphere Entzündungen sind an der Pathogenese von schweren Depressionen und Atherothrombosen beteiligt und könnten einen gemeinsamen Mechanismus darstellen, der dem erhöhten Risiko von Witwen und Witwern für beide Gesundheitszustände zugrunde liegt. Chronischer psychischer Stress erhöht die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine im Rahmen der peripheren Stressreaktion. Die vorliegende Studie untersuchte, ob der kürzliche Verlust des Ehepartners die Entzündungsreaktion verstärkt, wenn ein akuter psychischer Stressor auftritt. Ältere Erwachsene, die kürzlich ihren Ehepartner verloren hatten (n = 143), und nicht verwitwete Personen (n = 69) nahmen an einer quasi-experimentellen Studie teil, in deren Rahmen sie den Trier Social Stress Test absolvierten, mehrere Blutproben über einen intravenösen Katheter abgaben (vor dem Stressor, 45 Minuten nach dem Stressor, 120 Minuten nach dem Stressor) und füllten Fragebögen zu ihrer Person aus. Die Blutproben wurden auf die Höhe von Interleukin (IL)-6 im Serum untersucht. Zur Überprüfung der Hypothesen wurde ein linear gemischtes Modell verwendet. Nach Kontrolle der Störvariablen zeigte sich ein signifikanter Zeit x Trauer-Effekt beim IL-6. Witwen und Witwer zeigten einen steileren Anstieg von IL-6 pro Stunde im Vergleich zu nicht trauernden Erwachsenen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Entzündungsreaktionen durch akuten Stress bei Witwen und Witwern verstärkt sind, was zu den mit früher Verwitwung verbundenen Risiken für die psychische und physische Gesundheit beitragen kann.
Wu-Chung, E. L.; Brown, R. L.; Suchting, R.; Paoletti-Hatcher, J.; Chen, M. A.; LeRoy, A. S.; Murdock, K. W.; Heijnen, C. J.; Fagundes, C. P. (2025). Spousal bereavement enhances proinflammatory cytokine production to acute, psychological stress. Psychoneuroendocrinology, Vol. 178:107498. doi: 10.1016/j.psyneuen.2025
Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich an Hildegard Willmann (h.willmann@trauerforschung.de) und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung.

