Tommy Harty, Maria Trench, Orla Keegan, Keelin O'Donoghue, Daniel Nuzum

Einleitung: Eine Fehlgeburt ist eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen. Etwa 1% aller Paare erleidet mehrere Fehlgeburten. Die psychischen Auswirkungen von Fehlgeburten auf Frauen sind gut erforscht. Über die Belastung der Männer weiß man jedoch sehr wenig.

Methoden: In dieser qualitativen Untersuchung wurden halbstrukturierte Interviews mit fünf Männern durchgeführt, deren Partnerinnen mindestens zwei aufeinanderfolgende Fehlgeburten erlitten hatten. Die Teilnehmer wurden über eine Abteilung für frühe Schwangerschaftsverluste in einer großen Entbindungsklinik rekrutiert. Die Interviews wurden aufgezeichnet, wortwörtlich transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Wiederholte Fehlgeburten führten bei allen befragten Männern zu ausgeprägten psychischen Belastungen, die sich mit jeder weiteren Fehlgeburt verschlimmerten. In der Analyse zeigten sich drei Hauptthemen: (1) Die wiederholt aufgetretenen Fehlgeburten stellten für Männer eine zutiefst emotionale Erfahrung dar; (2) Sie fühlten sich frustriert, weil sie nicht wussten, wie sie ihre Partnerinnen am besten unterstützen können; (3) Die Männer hatten das Gefühl, unwichtig zu sein. Die mangelnde rechtzeitige Bereitstellung von Informationen über Fehlgeburten sowie der fehlende Zugang zu Hilfsangeboten stachen als Mängel in der Qualität der Betreuung nach wiederholten Fehlgeburten hervor.
Schlussfolgerung: Die Erfahrungen von Männern nach einer wiederholten Fehlgeburt stehen in engem Zusammenhang mit ihrer wahrgenommenen Rolle als Beschützer und Unterstützer ihrer Partnerin. Dies führt häufig zur Vernachlässigung ihrer eigenen psychischen Bedürfnisse. Der Unterstützungsbedarf von Männern ist dem der Frauen ähnlich. Es bedarf eines besseren Zugangs zu Informationen und Hilfsangeboten, um die Situation von Männern nach wiederholten Fehlgeburten zu verbessern.
Mitwirkung der Teilnehmer: Die Interviewpartner wurden über die Pregnancy Loss Clinic des Cork University Maternity Hospital rekrutiert. Spezialisierte Geburtshelfer*innen wählten sie aus. Die Teilnehmer wurden von einer Person aus dem Forschungsteam kontaktiert und befragt. Die Teilnahme war freiwillig. Die Männer erhielten kein Geld für ihre Teilnahme.

Harty, T.; Trench, M.; Keegan, O.; O'Donoghue, K.; Nuzum, D. (2022). „The experiences of men following recurrent miscarriage in an Irish tertiary hospital: A qualitative analysis“, in: Health Expectations, Vol. 25, Nr. 3, S. 1048-1057. doi: 10.1111/hex.13452

Sie finden den gesamten Artikel online unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/hex.13452 oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

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